Manchmal frage ich mich, wie sich die Menschen wohl gefühlt haben, als die erste Digitalkamera auf den Markt kam. Begeistert? Überfordert? Skeptisch? Heute stehe ich als Fotograf vor einem ähnlichen Moment: Die Künstliche Intelligenz (KI) klopft an unsere Studiotüren – und bringt Tools mit, die Bilder in Sekundenschnelle erschaffen, bearbeiten oder verwandeln können.
Was macht das mit uns? Mit dir, mit mir – mit unserer Kunst?
Ich möchte dich mitnehmen auf eine sehr persönliche Reise durch die Möglichkeiten, Chancen, aber auch Zweifel, die mit KI-Bildgenerierung und KI-Bearbeitung verbunden sind. Dabei werfen wir einen besonderen Blick auf die neuen Tools wie ChatGPT-4.0 mit integriertem Bildeditor, Midjourney, Photoshop Firefly und viele mehr.
Doch dieser Artikel ist mehr als ein technischer Überblick – er ist eine Einladung. Eine Einladung, die eigene Haltung zu hinterfragen, neue kreative Wege zu entdecken und dabei das Wesentliche nie aus den Augen zu verlieren: das Herz hinter der Linse.
Persönliche Gedanken: Zwischen Technik und Gefühl
Ich erinnere mich noch gut an einen ganz bestimmten Moment. Es war auf einer Hochzeit im Spätsommer. Goldenes Licht fiel durch die Blätter, das Brautpaar stand still, eng umschlungen. Keine Worte. Nur Blicke. Ich drückte auf den Auslöser – und wusste in diesem Moment: Das ist es. Das ist der Grund, warum ich fotografiere.
Aber auch abseits von Hochzeiten gibt es diese magischen Augenblicke. Zum Beispiel, wenn ich ein Porträt-Shooting mit einem älteren Menschen mache und er mir mit funkelnden Augen erzählt, wie er seine große Liebe kennengelernt hat. Oder wenn ein Kind während eines Familien-Shootings plötzlich vor Lachen prustet, weil der Hund durchs Bild rennt. Diese echten, ungestellten Momente sind es, die mir zeigen: Ich darf Menschen begleiten. Ich darf Erinnerungen bewahren.
Als ich einmal bei einem Konzert fotografierte, spürte ich das Pulsieren der Musik in meiner Brust. Ich sah, wie das Publikum jubelte, wie Tränen flossen, wie Menschen für einen Moment alles um sich vergaßen. Ich hob die Kamera – und drückte nicht sofort ab. Ich ließ diesen Moment wirken. Dann, als das Licht perfekt auf das Gesicht des Sängers fiel, klickte ich. Kein Skript. Kein Algorithmus. Nur Intuition.
Eine KI kann so etwas nicht fühlen. Sie kennt keine Stille, keine Nervosität, keine Freudentränen. Ich schon. Du auch.
Wenn ich mit Paaren, Familien oder Künstler:innen zusammenarbeite, dann geht es nicht nur um das perfekte Bild – es geht um Vertrauen. Um Nähe. Um das gemeinsame Lachen, die kleinen Pannen, das Zwischenmenschliche. Genau das macht unsere Arbeit so menschlich – und so unersetzlich.
Und das bleibt. Egal, wie stark sich Technik entwickelt.
Was ist KI-Bildgenerierung – und was kann sie für dich tun?
KI-Bildgenerierung bedeutet, dass Bilder allein durch Texteingaben entstehen – ganz ohne Kamera, Location oder Model. Du schreibst zum Beispiel: „Eine Braut in einem Lavendelfeld bei Sonnenuntergang, im Stil eines Gemäldes von Monet“ – und schon wenige Sekunden später erscheint das Bild auf deinem Bildschirm. Was klingt wie Magie, basiert auf mächtiger Technologie. Doch es ist auch eine Einladung zur neuen Kreativität.
Mit Tools wie DALL·E 3, Midjourney oder Stable Diffusion kannst du visuelle Welten erschaffen, die so in der Realität kaum möglich wären. Besonders spannend finde ich das bei der Vorbereitung von Shootings: Ich visualisiere Ideen, teste Stimmungen, oder zeige meinen Kund:innen verschiedene Looks – ohne eine einzige Aufnahme gemacht zu haben.
Stell dir vor, du kannst deinem Paar bereits Wochen vor dem Hochzeitstermin zeigen, wie sie im Morgennebel einer Waldlichtung aussehen könnten. Oder du entwirfst Moodboards mit Fashion-Themen, die deine Kund:innen sofort emotional ansprechen. All das funktioniert heute nicht nur mit technischer Präzision – sondern mit echter Kreativität.
Weiters kanns Du einfach verschiedene Bilder in verschiedenen Stilen umwandeln lassen, wofür früher einiges an Arbeit reingesteckt werden musste, geht dies heute mit nur ein paar Klicks und Promts. Ein paar Minuten später hast Du für deine Kunden Bilder im Pixar Stil oder anderen lustigen Überarbeitungen.
Und dennoch: Diese KI-Bilder ersetzen kein echtes Foto. Sie sind eine neue Ausdrucksform. Eine Erweiterung deines Werkzeugs. Eine digitale Skizze, die deine Vorstellungskraft sichtbar macht.
KI-Bildgenerierung ist wie ein weißes Blatt Papier und du hältst den Pinsel. Nur dass dieser Pinsel mit Sprache geführt wird.
Die eigentliche Kunst bleibt bei dir. Denn du entscheidest, was du daraus machst – in deinen Shootings, deinen Storys und deinem eigenen fotografischen Stil.


Wie funktioniert ein KI-Bildgenerator technisch? (am Beispiel von ChatGPT-4.0 mit DALL·E 3)
Stell dir vor, du gibst einen Satz ein wie: „Ein verliebtes Paar auf einem Steg bei Sonnenuntergang, im Stil eines Ölgemäldes.“ In wenigen Sekunden erscheint ein fertiges Bild. Doch was passiert in dieser kurzen Zeit im Hintergrund? Genau das schauen wir uns jetzt an – Schritt für Schritt.
1. Der Text – dein kreativer Startpunkt
Am Anfang steht dein Prompt, also deine Textbeschreibung. Sie ist wie das Briefing für ein kreatives Team: Je genauer du bist, desto klarer kann das Bild werden. Ein Prompt wie „eine Braut in einem Lavendelfeld bei Sonnenuntergang im Stil von Monet“ enthält viele Hinweise: Motiv, Stimmung, Stilrichtung, Farbwelt.
2. Die Sprachverarbeitung durch GPT-4.0
Der eingegebene Text wird zunächst durch das Sprachmodell von ChatGPT-4.0 verarbeitet. Dieses Modell versteht den Inhalt nicht nur grammatikalisch, sondern auch semantisch. Es erkennt, was du meinst, welche Stimmung du ausdrücken willst und wie einzelne Begriffe im Zusammenhang stehen. Dieses Verständnis wird dann als strukturierte, maschinenlesbare Information an das Bildmodell weitergegeben.
3. DALL·E 3 – das kreative Bildmodell
DALL·E 3 nutzt diese Informationen, um ein komplett neues Bild zu erzeugen. Technisch basiert es auf neuronalen Netzwerken, die mit Millionen realer und stilisierter Bilder trainiert wurden. Es ist in der Lage, verschiedene Bildbestandteile – Formen, Farben, Perspektiven – intelligent zu kombinieren und daraus ein visuelles Gesamtwerk zu schaffen. Dabei entstehen keine Collagen, sondern komplett neu generierte Bilddaten.
4. Bildbearbeitung: Jetzt wird es interaktiv
Sobald das Bild da ist, kannst du bei ChatGPT-4 (Pro-Version) noch gezielt Änderungen vornehmen. Und zwar ganz intuitiv:
- Markiere mit der Maus einen Bereich im Bild
- Beschreibe in natürlicher Sprache, was du verändern möchtest: z. B. „Füge eine Spiegelung im Wasser ein“, „ändere das Kleid zu Blau“, oder „mach den Himmel dramatischer“
Die KI generiert dann neue Varianten – ohne dass du je Photoshop öffnen musst.
5. Technisches Prinzip – einfach erklärt
Das technische Herz dahinter ist ein sogenanntes Diffusionsmodell. Es startet mit einem „Rauschen“ – also einem Bild, das nur aus Zufallspunkten besteht – und entfernt schrittweise dieses Rauschen, bis das gewünschte Motiv sichtbar wird. Es ist wie ein Fotografieren rückwärts: Aus dem Nichts entsteht ein Bild.
KI-Bildgenerierung ist wie eine Mischung aus Kunst, Sprache und Mathematik – nur dass du mit Ideen arbeitest, nicht mit Pixeln.
Ein gutes Prompting ist daher fast wie ein neues Handwerk. Und genau da liegt die Chance für uns Fotograf:innen: Unsere visuelle Vorstellungskraft gepaart mit dem neuen Werkzeug KI – das ist eine mächtige Kombination.
Was KI (noch) nicht kann – und was dich als Fotograf:in einzigartig macht
Ich habe viele Bilder gesehen, die von KI erstellt wurden. Sie waren beeindruckend. Farbenfroh. Kompositionell stark. Aber sie waren auch leer. Es fehlte das Unerwartete. Das Unperfekte. Das Echte.
Und genau da kommst du ins Spiel:
- Du merkst, wenn sich jemand unwohl fühlt – und bringst ihn zum Lächeln.
- Du wartest auf den richtigen Moment – und spürst ihn, bevor er passiert.
- Du erzählst Geschichten – nicht nur mit dem Bild, sondern mit deinem ganzen Wesen.
Diese persönliche Note kann keine Maschine imitieren. Denn Fotografie ist nicht nur ein Handwerk. Es ist eine Sprache des Herzens.
Ein Bild, das du aufgenommen hast, während du mit dem Kind eines Kunden im Garten spielst, weil es sonst nicht lacht – das ist unersetzlich. Oder das Porträt einer älteren Frau, das du nach einem langen Gespräch aufgenommen hast, weil sie erst dann bereit war, sich ganz zu zeigen.
All diese Momente – sie sind nicht planbar. Nicht generierbar. Und genau deshalb so wertvoll.
Einige Genres der Fotografie leben von dieser Unvorhersehbarkeit:
- Hochzeitsfotografie: Die Nervosität beim Ja-Wort, der Moment, wenn Tränen fließen – das kann keine KI erzeugen.
- Eventfotografie: Unvorhersehbare Situationen, Überraschungen, Emotionen vor Ort.
- Reportage- und Dokumentarfotografie: Echte Geschichten, echte Schicksale – nicht generierbar.
- Baby- und Familienfotos: Kinderlachen, Umarmungen, Familienbande – einzigartig und uninszenierbar.
„Technik kann schärfen, aber nicht fühlen. Licht kann leuchten, aber keine Stimmung erzeugen. Dafür brauchst du Menschen – wie dich.“
Zitat von Fotografen-Kollegin Lisa M. (Hochzeitsfotografin, Wien):
„Ich habe KI ausprobiert – sie ist spannend. Aber was ich bei einer Hochzeit erlebe, ist unvorhersehbar, wild und zutiefst menschlich. Das kann keine Maschine nachstellen.“
Testimonial eines Kundenpaares:
„Wir wollten echte Bilder von echten Momenten. KI-Fotos sind hübsch, aber wir wollten fühlen – nicht nur sehen. Unser Fotograf hat das perfekt eingefangen.“
Deine Arbeit ist nicht beliebig. Sie ist persönlich. Und darin liegt ihre wahre Stärke.
Bildvergleich: Echt vs. KI-generiert
Oft hören wir: „KI kann alles.“ Doch ein Blick auf echte und KI-generierte Bilder zeigt deutlich: Es gibt Unterschiede – subtile, aber entscheidende.
Kategorie | Echtes Foto | KI-generiertes Bild |
---|---|---|
Hochzeitspaar beim Tanz | 📷 Natürliches Licht, Emotion im Gesicht, Bewegungsunschärfe | 🖼️ Perfekte Komposition, aber sterile Mimik |
Vater-Tochter-Umarmung | 📷 Träne läuft über die Wange, Handhaltung spontan | 🖼️ Symmetrisch, technisch makellos, aber emotionslos |
Kinderlachen im Garten | 📷 Ungestellt, Wind spielt mit den Haaren | 🖼️ Glatte Gesichter, gleichmäßiger Rasen |
Was auf den ersten Blick vielleicht sogar „besser“ aussieht, verliert auf den zweiten Blick an Seele. Echte Fotos leben vom Unvorhergesehenen, vom Unperfekten, vom Moment.
Ich erinnere mich an ein Bild, das ich auf einer Familienfeier aufgenommen habe. Die Großmutter umarmte ihren Enkel, während sie lachte und gleichzeitig Tränen in den Augen hatte. Das Licht war nicht perfekt. Der Fokus leicht daneben. Aber das Bild – es war echt. Es war ehrlich. Es war wertvoll.
Ein KI-generiertes Bild kann dich beeindrucken. Ein echtes Bild kann dich berühren.
„Die Kamera macht das Bild. Aber der Mensch macht die Geschichte dahinter spürbar.“
Deshalb: Nutze KI, um Ideen zu visualisieren. Aber vertraue auf deine Intuition, wenn es um die echten Momente geht.
Neu im Fokus: Der Bildeditor in ChatGPT-4.0
Was früher wie ein Wunschtraum klang, ist heute Realität: Du kannst ein Bild generieren – und anschließend direkt im Chat damit arbeiten. Der neue Bildeditor in ChatGPT-4.0 Pro bringt genau diese Funktionalität. Und das Ganze fühlt sich mehr nach kreativer Zusammenarbeit als nach Technikspielerei an.
Du beginnst mit einem Bild, das auf deinen Text-Prompt hin erstellt wurde. Dann klickst du auf eine Stelle im Bild, z. B. den Himmel – und gibst ein: „mehr Abendrot“, oder „füge ein paar Vögel am Horizont hinzu“. Innerhalb weniger Sekunden wird dein Bild aktualisiert. Kein Photoshop, keine Maskierung, keine aufwendigen Bearbeitungsschritte. Nur du, dein Bild – und deine Vorstellung.
Was mich daran so begeistert: Es fühlt sich wie Malen mit Worten an. Ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen und experimentieren, ohne gleich mit einem Dutzend Ebenen jonglieren zu müssen. Und ich kann Kunden in diesen Prozess einbinden. Gemeinsam am Bild arbeiten, Entscheidungen treffen, Varianten vergleichen – das schafft Verbindung.
Anwendungsideen für Fotograf:innen:
- Visualisierung von Kundenwünschen vor einem Shooting
- Mockups für Locations, Lichtstimmungen oder Outfits
- Ergänzen von Elementen wie Requisiten, Wettereffekten oder Hintergründen
„Ich habe mit einem Paar ein Hochzeitsbild visualisiert, bevor wir überhaupt geshootet haben. Sie waren berührt – und voller Vorfreude.“
Besonders stark ist der Editor bei Feinanpassungen. So kannst du z. B. einem Porträt einen bestimmten Ausdruck geben, Farben angleichen oder sogar ein Outfit umgestalten – alles mit einem Klick und einem Satz.
Fazit: Der Bildeditor in ChatGPT-4.0 ist kein Ersatz für dein Können. Aber er ist ein mächtiger Begleiter auf dem Weg von der Idee zum Bild. Und je besser du mit Sprache, Licht und Komposition umgehen kannst – desto beeindruckender werden deine Ergebnisse sein.
Effizienterer Workflow in Photoshop mit Adobe Firefly
Mit Firefly hat Adobe eine bahnbrechende KI in Photoshop integriert:
- Generative Fill: Objekte entfernen oder hinzufügen per Texteingabe
- Automatischer Hintergrundaustausch
- Realistische Lichtanpassung & Schatten
- Schnelles Erzeugen von Varianten für Kundenpräsentationen
Diese Funktionen führen zu einem deutlich effizienteren Workflow für Fotografen:
- Zeitersparnis: Aufwändige Retuschen oder Composings lassen sich in Sekunden erledigen
- Kreative Flexibilität: Ideen können spontan ausprobiert werden, ohne viel Vorbereitungszeit
- Höhere Kundenzufriedenheit: Schnellere Vorschläge und mehr Varianten
- Weniger Routinearbeit: Fokus auf das Wesentliche der kreativen Arbeit
Beispiel aus der Praxis : Ein Hochzeitsfoto, das einen unschönen Hintergrund hatte, wurde in Sekunden mit einem romantischen Sonnenuntergang ersetzt – per Texteingabe: „sunset at the lake“.
„Früher habe ich 20 Minuten für ein solches Compositing gebraucht. Jetzt sind es 30 Sekunden.“
Durch die Integration von Firefly lassen sich auch komplexe Fotobearbeitungen automatisieren, wie z. B. das Entfernen von Personen im Hintergrund, das Erzeugen einer goldenen Lichtstimmung oder das automatische Anpassen der Perspektive. Fotografen sparen damit nicht nur Zeit, sondern erhöhen auch die Qualität und Konsistenz ihrer Bildbearbeitung.
Menschlich. Kreativ. KI.
Ich glaube fest daran: Die Zukunft der Fotografie ist nicht entweder Mensch oder Maschine – sondern Mensch mit Maschine. Es geht darum, Werkzeuge zu nutzen, ohne sich selbst zu verlieren. Es geht darum, Neues zuzulassen – und dabei dem Alten treu zu bleiben, das uns stark gemacht hat.
Du bist mehr als dein Equipment. Du bist mehr als dein Preset. Du bist der Blick. Die Verbindung. Die Geschichte.
Und ganz egal, wie sich Technik entwickelt – das wird sich niemals ändern.
Wenn du gerade an einem Punkt bist, an dem du zweifelst: Bleib dran. Nutze KI als Werkzeug, aber vergiss nie, dass du der Künstler bist.
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